Gastbeitrag von Olaf Kaetzer
Zweimal wurde sie verschoben – nun konnten in Tahkuranna, südlich von Pärnu in Estland, endlich die Pfeile bei der World Field Archery Championships (WFAC) fliegen. Leider hatten im Vorfeld bereits einige der registrierten Schützen die Reise nach Estland abgesagt, hier spielten wohl sowohl Corona, als auch die Nachbarschaft zu Russland eine Rolle. Diejenigen, die die Reise dennoch angetreten hatten, wurden aber belohnt mit einem tollen Wettkampf.
Nachdem am Sonntag die Eröffnung bei strahlendem Sonnenschein und 25 Gad stattfinden konnte, sollte der Wettergott den Bogensportlern die ganze Woche über wohlgesonnen sein. Bis auf ein paar wenige Tropfen am Montag, die man nicht wirklich Regen nennen konnte, blieb es trocken und wirklich traumhaft. „So ein Sommerwetter über so lange Zeit ist für uns nicht normal“, so Triin Kent, eine Schützin aus Estland. Alle Nationen marschierten hinter der jeweiligen Flagge ins Langlaufstation, wo die Eröffnung unter Begleitung eines Glockenspielensembles stattfand.
Dort traf man sich dann auch jeden Morgen zum Briefing, bevor es parcoursweise, teilweise noch getrennt nach Gruppen, ins Gelände ging. Schießbeginn war um 10 Uhr angesetzt. Die Gastgeber hatten auf dem Gelände des „Jõulumäe Recreation Centre“ neben dem obligatorischen großen Zelt und Einschießplatz 5 Parcours in die Natur gestellt. Eine WFAC der kurzen Wege: die am weitesten entfernte Scheibe konnte nach ca. 20 Minuten erreicht werden.
Jeder hatte die Gelegenheit, jeden Tag neues Gelände zu erkunden. Dabei reichte der Untergrund von Gras über Sand und Waldboden bis hin zu bis zu 40 cm tiefem Moos und Heidelbeeren. Da das Gelände Naturschutzgebiet ist, war das „Kratzen“ nach Pfeilen streng verboten – die Range Marshalls versuchten, nach Eintragung in Zettel an den Scheiben, verloren gegangene Pfeile mit Metalldetektoren wiederzufinden. Ein schwieriges Unterfangen, welches leider nur zu Teilen zum Erfolg führte. Wer also nicht genügend Pfeile dabei hatte, sah sich einem Problem gegenüber…
Die Einteilung der jeweiligen Parcours wurde teilweise nach Stilarten, teilweise nach Altersklassen durchgeführt.
Die Wettkampftage vergingen wie im Flug – die 28 Scheiben kamen vielen vor wie eine halbe Runde, nicht zuletzt aufgrund der kurzen Wege. Einige Scheiben waren in der Tat sehr eng gestellt. Und wer gedacht hatte, es sei ein einfaches Gelände wurde getäuscht – mit eingebaut wurde u.a. auch ein Walk-up auf Bunnies von einer Treppe hinab. Auch von Skilanglaufbrücken herab wurde übers Geländer geschossen. Dazu kam im Kiefernwald die Herausforderung, zwischen den Bäumen und dem Licht- und Schattenspiel sich nicht täuschen zu lassen.
Das Ende des Wettkampf am Freitag wurde mit einer Party im Festzelt gefeiert. Auch wenn nicht alle den Weg dorthin gefunden hatte – die Helfer, Marshalls und alle Beteiligten wurden mit einem riesigen Applaus bedacht. Dabei konnten alle einen estnischen Striezel genießen – sehr lecker !
Am Samstag trafen sich alle zur Siegerehrung, auf der auch einige Schützen des DFBV ihren Platz auf dem Podest einnehmen konnten – allen einen herzlichen Glückwunsch. Die Flagge der „Family of Archers“ wurde an den Gastgeber der kommenden WFAC, Brasilien, übergeben. Wir sind gespannt, wer den Weg dann dorthin finden wird !
Es waren schöne Tage in Estland, wer nicht dabei war hat eine Menge versäumt. Die Gastfreundschaft und Freundlichkeit der Esten zu genießen war eine wirkliche Freude.